Stimmen zur Lichterkette

1. So ein Tag- Erinnerungen an damals

Da Wagner Schorsch

-San Sie von der Presse? Ja, also ich fand die Kette damals ziemlich fad, wissen'S letztes Wochenende bin ich auf da Autobahn in a Spontandemo neigrutscht. Da hatt ma a Lichterkette von der Stadtgrenze bis Kufstein.

-Ja, das hab ich im Fernsehen...

-Und überhaupt ist des bei dem Wetter im Auto ja viel praktischer. Da frierst net, kannst a Muserl hörn und es blast net bei jedem Wind die Scheiß Kerzen aus.

-Und welches politische Signal wollten Sie damit aussenden?

-Signal! Ja was glaubn denn Sie, wenn da jeder hupt wie blöd? Na, ich hab nur kurz vor Rosenheim amal die Nebelscheinwerfer ogschaltn. Steigt doch der Typ vor mir aus und will an Ärger. Ich hab eahm dann keine aufs Maul ghaun, weil er war ja Ausländer, und die habm's eh scho so schwer bei uns, gell?

Etwas abseits der Kette stand damals ein Mann mit weißer Fahne.

- Darf man fragen, für was Sie hier demonstrieren? Sind Sie am Ende so was wie ein DVU-Aussteiger?

- Nein, bestimmt nicht. Ich bin aus der Steiermark.

- So, ein Österreicher also. Das ist ja interessant. Des hat ja schon Tradition.

- Naa, Sie verstehen mich völlig falsch. Ich bin ja auch zum Demonstrieren hier. Nur ist das halt bei mir was anderes, weil ich bin zwar Ausländer, aber nicht so wie die Neger, wenn Sie verstehen, was ich meine.

-Sie, wir haben schon ganz andere zu Ausländern gemacht. Leut, kommt's her, schlagt's'n z'samm, den Alpenfascho!!

Und so kam es zur ersten und einzigen Gewaltaktion während einer Lichterkette.

2. Die Lehren aus der Vergangenheit

Hans-Joachim Wühlbauer, Unternehmer

-Herr Wühlbauer, Sie haben vor ziemlich genau einem Jahr die Mehr- Licht- GmbH gegründet, wie kam es dazu?

-Damals, als überall diese Lichterketten stattgefunden haben, hat meine Frau zu mir gesagt: Hans-Joachim, das war doch ein Exportschlager. Man muß dazu sagen, daß meine Frau aus der Branche kommt: Ihr Vater war Vertreter für Christbaumkerzen. Na, und da war die Idee geboren. Ich habe sofort 50 Mitarbeiter eingestellt, und seitdem setzen wir mein ,,action-outdoor-Konzept" um.

-Was waren denn bisher Ihre größten Aufträge?

-International waren wir bisher leider erst zweimal erfolgreich, das war einmal, als wir während des Putsches in Moskau die Innenstadt ausgeleuchtet haben, damit die Milizen sehen, wo sie hindreschen, und dann natürlich beim traditionellen Nomadenkarneval in Marrakesch, wo wir die Lampions designed haben.

Aber national hatten wir schon ein paar feine Fackelzüge, und demnächst wollen wir auch wieder was für unsere Friedensfreunde machen.

-Herr Wühlbauer, weiterhin viel Erfolg für diese schöne Idee.

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